Unser zweiter Tag auf dem Great Barrier Reef sollte vor allem erst einmal früh losgehen. Ab 06:30 Uhr ging der Frühtauchgang los, unsere Lehrerin hatte uns aber bereits vorgewarnt und am Abend zuvor gebrieft, sodass wir um 05:50 Uhr geweckt wurden und um 06:00 Uhr als erste Gruppe ins Wasser gingen. Der frühe Vogel fängt den Wurm – wie es so schön heißt.
Nun ist ja auch bekannt, dass am frühen Morgen die Aufmerksamkeit und Konzentration ihren Höhepunkt hat, vor allem wenn man nicht einmal richtig wach werden durfte und durch das 28 Grad warme Wasser geweckt wird. Also ging es passend auch mit den anspruchsvollen Aufgaben los. Es hieß mal wieder die Maske zu reinigen, dieses Mal musste diese aber auch komplett abgenommen werden. Anschließend durfte jeder von uns noch einmal einen CESA (Controlled Emergency Swimming Ascent) absolvieren, dieses Mal jedoch ordentlich von sieben Metern bis zur Wasseroberfläche – kontrolliert und überwacht von Becks.
Nachdem dann jeder wieder an der Wasseroberfläche war, ging es noch ein wenig Schwimmen bevor wir dann zum Boot zurück kehren durften. Dort wartete bereits das duftende Frühstück auf uns und nach dem Morgensport waren wir alle natürlich besonders hungrig. Hash-Potatoes und leckerer Toast stellte dann unsere Mägen schnell zufrieden.
Die Fakten des Tauchganges:
- Ort: Saxon Reef – Clipper
- Tiefe: 16 Meter
- Länge: 42 Minuten
- Sichtweite: 30 Meter
- End Druckgruppe: N
Nach dem Frühstück und einer angenehmen Pause ging es dann um Punkt neun Uhr wieder ins Wasser, natürlich wieder in einer neuen Umgebung. Wir alle waren wieder ein wenig aufgeregt, nicht wegen dem Tauchgang selbst, sondern wegen der einfach Ansage von Becks:
„Next time you see the daylight, you’ll be certified Open Water Divers“.
(dt.: Wenn ihr das nächste Mal das Tageslicht sehr, seid ihr zertifizierte Open Water Taucher)
Zum Glück gab es für diesen letzten Tauchgang kaum Skills zu bewältigen. Ratet mal, was als erstes anstand… klar: Maske abnehmen und reinigen. Ansonsten sollte dieser Tauchgang vor allem zur Gewöhnung an die Computer dienen und wir hatten die Aufgabe sowohl Tiefe wie auch Tauchlänge, Druckgruppe und Sicherheitszeit sowie natürlich unsere verbleibende Luft genau zu überwachen und bei festgelegten Grenzen (100bar Luft, 15 Meter Tiefe) entsprechend Becks zu benachrichtigen bzw. nicht weiter zu sinken.
Ansonsten war dieser Tauchgang relativ relaxt, wir sind ein wenig durchs Riff geschwommen und Becks zeigte uns einige Tiere und auch ein paar Korallen. Eine durften wir sogar anfassen – und diese fühlte sich irgendwie schleimig und trotzdem sehr fest an.
Die Fakten des Tauchganges:
- Ort: Norman Reef – Caves
- Tiefe: 15 Meter
- Länge: 31 Minuten
- Sichtweite: 25 Meter
- Anfangs Druckgruppe: F
- End Druckgruppe: S
Nachdem wir dann ein wenig geschwommen waren, kam unsere „Feier“ – standesgemäß unter Wasser. Becks ging reium und jeder sollte einmal ein wenig Jubeln und ihr „Hi5″s geben 😉 Später wurde sie deswegen von ihren Kollegen ein bisschen veräppelt („Hast du deinen Schülern etwa Hi5s gegeben?“). Danach machte Sie dann noch ein paar Fotos zur Erinnerung von der ganzen Gruppe und auch jedem einzelnen, bevor wir dann wieder aufstiegen und über Wasser noch einmal alle herlizlich jubelten und uns einander gratulierten.
Direkt nach dem Tauchgang ging es in den Speisesaal der OceanQuest wo Becks schliesslich die Formalitäten erledigte. Wir alle erhielten vorläufige Tauchausweise und machten ein paar Unterlagen für PADI fertig und mussten natürlich auch unsere Adresse für die richtigen Tauchausweise hinterlegen. Becks beeilte sich hier extra, damit wir auf jeden Fall den elf Uhr Tauchgang mitnehmen konnten.
Für diesen Tauchgang verabredete ich mich dann mit Adam als Tauchpartner (wie bereits bei den beiden vorherigen auch) und mit Julian und Rene als Tauchgruppe. Geplant war es Anfangs gegen die Strömung zu tauchen und dann später mit dieser wieder langsam zurück zu schwimmen und dann beim Boot aufzutauchen. So ganz klappte dies leider nicht. Zwar schwommen wir die ganze Zeit über gegen den Strom, trotzdem kamen wir nach dem Tauchgang etwa 200-300 Meter vom Boot entfernt hoch – bereits im Tauchgebiet eines zweiten Tauchbootes. Der Weg zurück (erneut gegen die Strömung) war dann auch entsprechend anstrengend.
Dafür konnten wir hier allerdings auch viel mehr vom Riff sehen und dieses eigenständig erkunden, was natürlich noch einmal etwas ganz anderes ist als mit einem Guide oder gar Lehrer zu tauchen.
Die Fakten des Tauchganges:
- Ort: Norman Reef – Caves
- Tiefe: 12 Meter
- Länge: 27 Minuten
- Sichtweite: 25 Meter
- Anfangs Druckgruppe: D
- End Druckgruppe: L
Nach unserem ersten, eigenständigem Tauchgang kamen wir vollkommen erschöpft, aber auch überglücklich an Bord der OceanQuest zurück. Dort wurden wir auch bereits erwartet, da man uns weit ab vom Boot auftauchen gesehen hatte. Nach der Anstrengung gab es dann erst einmal eine kleine Pause und ordentliches Mittagessen. Dabei gab es wieder eine Auswahl von verschiedenen vegetarischen und nicht-vegetarischen Mahlzeiten, darunter auch super leckerem Kartoffelbrei (nix Fertig-Packungsbrei) und viel Gemüse.
Die Pause nach den zwei Vormittagstauchgängen ist ja bekanntlich etwas länger, da wir sowohl einen Positionswechsel durchführten als auch der Transfer neuer Passagiere zur OcenQuest und alter zur ReefQuest anstand. Also hatten wir viel Zeit zum relaxen. Leider verließ mich hier auch schon mein Tauchpartner, Adam. Dieser hatte nur eine Nacht gebucht und musste folglich zurück aufs Festland. Beim Transfer konnten wir dann auch noch einmal unsere „Daytripper“ grüssen, die inzwischen auch mit dem Kurs fertig waren. Natürlich hatten die viel Spaß an Bord der OceanQuest verpasst, aber dafür durften Sie dann halt nachts im Hostel schlafen 😉
So kam es dann auch, dass ich meinen vierten Tauchgang an dem Tag in einer dreier Konstellation machte: Julian und Rene übernahmen beide die Rolle des Tauchpartners. Wie bereits beim vorherigen Tauchgang schwammen wir auch dieses Mal wieder gegen die Strömung raus aufs Riff. Der Tauchgang war jedoch schon deutlich entspannter, auch wenn Julian ab und an Mal verschwand weil irgendwo ein toller Fisch zu sehen war. Gegen Ende sahen wir dann noch einen Reefshark, also einen kleinen Riffhai, am Boden liegen.
Als wir dann auftauchten, durften wir feststellen, dass wir gar nicht mal weit weg vom Boot waren und zudem noch im Bereich der Strömung lagen – der Rückweg war dieses Mal also relativ kurz und sehr einfach, da wir die Strömung einfach die Arbeit erledigen lassen konnten.
Die Fakten des Tauchganges:
- Ort: Norman Reef – Playground
- Tiefe: 12 Meter
- Länge: 19 Minuten
- Sichtweite: 20 Meter
- Anfangs Druckgruppe: B
- End Druckgruppe: H
Nach dem Nachmittagstauchgang ging es dann einmal unter die Dusche und anschließend direkt zum Abendessen. Ich denke es ist unnötig erneut zu schreiben, dass das Essen genial war. Wir haben es alle sehr genossen, obwohl wir alle auch aufgeregt waren, denn bald stand unser letzter und aufregendster Tauchgang des Tages an. So kam es auch, dass ich nicht so viel von dem leckeren Essen zu mir nahm, wie ich vielleicht hätte tun sollen, aber ich wollte ungern mit vollem Magen abtauchen und dann womöglich Probleme bekommen.
Um Punkt sieben Uhr wurden dann alle Taucher auf das Sonnendeck gerufen und Becks schickte uns direkt in eine Ecke – wir seien ja ihre Schü-, ääähhh, Graduierten 😉
Alle anderen erhielten dann von ihr eine genaue Einweisung in den kommenden Tauchgang, die veränderten Verhältnisse sowie die Zuweisung zu Guides, falls gewünscht. Gerade zu später Stunde ist besondere Vorsicht im Wasser geboten, und so wurde auch dies noch einmal scherzhaft erwähnt.
Anschließend gab uns Becks eine (deutlich kürzere) Einweisung und wir gingen aufs Tauchdeck und zogen unsere Ausrüstung an. Als zusätzliches Ausrüstungsstück bekam jeder eine Taschenlampe (eine kleine kostenlos oder eine etwas größere für sechs Dollar). Und kurz darauf ging es los – ein Sprung ins dunkle Wasser. Als wir dann auf der Oberfläche schwammen, wirkte das Wasser tatsächlich sehr unheimlich, da man außer ein paar Fischen nichts sehen konnte. Sobald wir dann aber unter Wasser waren, wurde die Sicht besser, denn die OceanQuest produzierte unheimlich viel Licht.
Das Abtauchen war etwas merkwürdig, da man sich schnell sehr schwindelig fühlte und das Gefühl bekam, man würde sich unheimlich schnell im Kreis drehen. Als ich dann aber herunter schaute, sah ich den Riffboden, der sich nur sehr sehr langsam bewegte. Und das Gefühl verschwand.
Der Tauchgang selbst war dann sehr entspannend und ruhig – wir schwebten durch das Riff und die Fischschwärme langsam dahin. Wenn wir etwas weiter weg von der OceanQuest in Richtung Schlucht kamen, wurde es auch schnell sehr dunkel und das Licht unserer Taschenlampen wies uns den Weg. Kaum kamen wir wieder näher an unser Tauchboot, wurde es auch wieder heller. Was aber wohl das genialste war… wir haben unglaublich viele Haie gesehen. Diese zogen dort überall durchs Wasser, vor allem aber bei unserem Tauchboot. So haben wir wieder kleine Riffhaie gesehen, aber auch deutlich größere bis hin zu denen, die man aus den „weißer Hai“ Film kennt. Anders als die Medien einem aber immer glauben machen wollen, sind die Haie nicht aggressiv. Eher im Gegenteil – wenn wir mit unseren Taschenlampen einen der Haie ausmachten dauerte es in der Regel zwischen zwei und fünf Sekunden, bis dieser sich in Windeseile verzog. Obwohl wir also von Haien umzingelt waren, gab es immer nur wenige und nur sehr kurz welche zu sehen.
Die Fakten des Tauchganges:
- Ort: Norman Reef – Playground
- Tiefe: 14 Meter
- Länge: 25 Minuten
- Sichtweite: 20 Meter (je nach Lichtverhältnissen)
- Anfangs Druckgruppe: A
- End Druckgruppe: I
Als wir dann wieder auftauchten, waren wir alle überglücklich und keiner bereute es, diesen Tauchgang unternommen zu haben. Ich denke aber auch, dass viel hier mit unserem super Guide Rebecca zusammen hing, denn Sie hat uns gekonnt an die richtigen Stellen geführt und das ganze trotzdem sehr entspannt durchgeführt.
Nach dieser Aufregung gingen wir dann alle in die Bar der OcenQuest und hingen ein wenig rum, diskutierten und lachten. Zwischendurch gesellten sich noch andere Kollegen von Becks zu uns und so wurde unsere Gruppe langsam größer, bis irgendwann der Skipper vorbei kam und uns höflich daran erinnerte, dass hinter der Bar ja noch Quartiere wären und wir vielleicht unsere kleine Feier auf das Sonnendeck verlagern sollten. Dort saßen wir dann noch eine ganze Weile und redeteten über lustiges, interessantes oder auch nur Quatsch. Nach und nach ging dann einer nach dem anderen ins Bett und ich entschied mich noch ein wenig die Sterne am Bug zu beobachten. Seit dem Ende des Nachttauchganges war hier alles stockfinster, sodass man unglaublich viele Sterne beobachten konnte. Ich sah zudem noch drei Sternschnuppen (davon eine sehr helle) und ging dann nach einem langen aber auch wunderschönen Tag vollkommen erschöpft ins Bett.